Die Kompetenzen zur Institutionalisierung des Erfolgs
Zum Thema Unternehmensführung – wie die Leistungskraft und Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens gestärkt werden kann, sprachen wir mit Werner Hecker. Durch das Gespräch führte Renate Sebestyen.
Herr Hecker, Sie sind im Leadership-Bereich für „Zukunftsorientierte Unternehmensführung“? Wie kommen Sie zu dem Thema?
Erfolgreich führen heißt Menschen zu mögen, gerne zu kommunizieren, Verantwortung für Menschen anzunehmen und trotz allen technologischen Fortschritts das Grundprinzip allen Wirtschaftens zu respektieren: es sind Menschen für Menschen tätig! Zudem sollte man es anständig tun, um dann auch in den Spiegel schauen zu können. Das gilt vom Teamleiter bis zum CEO.
Diese Prinzipien waren und sind immer der Kompass in meinem Berufsleben und darüber hinaus. Aufgrund meiner langjährigen Führungserfahrung werden mich daher Themen wie zukunftsorientierte Unternehmensführung, Organisationsentwicklung sowie Entscheidungsfindung bei maximaler Unsicherheit und Komplexität immer interessieren und ich werde nicht aufhören, nach Lösungen zu suchen.
Wann ist ein Unternehmen gesund?
Meine kürzeste Antwort darauf lautet:
Ein Unternehmen ist gesund, wenn es …
… profitabel arbeitet
… nachhaltig überlebensfähig aufgestellt ist
… und eine veritable Reputation nach innen und außen besitzt.
Was macht die Unternehmensführung heute so komplex und unsicher?
Für alle Unternehmen, die sich im Wettbewerb befinden, ist das Agieren Zug um Zug schwieriger geworden. Einerseits war technologischer Fortschritt hilfreich, andererseits kann es zur handfesten Bedrohung werden, wenn erfolgreiche Geschäftsmodelle quasi über Nacht obsolet werden. Weiterer technologischer Fortschritt ist zu erwarten: KI (siehe Chat GPT), Quantencomputer, Biochemie etc. Und vieles, was wir heute noch gar nicht ahnen.
Neben der Digitalisierung kann sich aber kein Unternehmen mehr dem existentiellen Problem des Klimawandels verschließen. Energiekrise und Energiewende tun gerade ein Übriges. In Verbindung mit sozialen Fragen und Themen der „guten“ Unternehmensführung ergibt dies die Forderung des nachhaltigen Wirtschaftens. Damit wird auch die gesellschaftliche Verantwortung aller Unternehmen offensichtlich.
Die dritte große Herausforderung ist neben „Digitalisierung“ und „Nachhaltigkeit“ die demographische Entwicklung.
Dazu kommen geopolitische Verwerfungen und Bedrohungen, zunehmende Regelungskataloge und geringe Geschwindigkeit bei politisch notwendigen Entscheidungen.
Es gibt kein Luftholen mehr. Komplexität, Unsicherheit und Irrationalität werden eher noch zunehmen. Es reicht für die Unternehmen nicht mehr, nur operative Exzellenz anzustreben, sondern eben auch die Überlebensfähigkeit sicherzustellen.
Welche Kompetenzen braucht ein Unternehmen?
Die Frage kommt meiner Führungsphilosophie sehr entgegen. Im Gegensatz zur früheren Management-Literatur, die die wirksame Führungskraft zu modellieren versuchte, habe ich schon vor Jahren die These vertreten, dass die notwendigen Kompetenzen in einem Unternehmen durchaus verteilt auf verschiedene Personen vorhanden sein sollten. Die volle Komplexität und Unsicherheit können Einzelne nicht mehr erfassen und managen.
Um ein Optimum anzustreben, benötigt man immer ein Referenzsystem. Damit lassen sich Soll und Ist definieren, Potentiale identifizieren und daraus notwendige Handlungen ableiten.
Dazu haben wir ein Kompetenzmodell entwickelt, das genau diesem Zweck dient.
Kurze gesagt: es reicht nicht, dass die Struktur (Geschäftsmodell, Organisation, Profitabilität) eines Unternehmens „passt“. Nur wenn sich ein guter „Zustand“ (Menschenbild, Werte, Unternehmenskultur) einstellt, kann das Unternehmen organisationale Energie (Leidenschaft, Dynamik, Zukunftsfähigkeit) entfalten. Management und Führung (Vorbild, Impuls, Handeln) müssen die notwendige Navigation liefern, um die Dynamik des Unternehmens sicherzustellen.
Komplexität und Unsicherheit lassen sich nicht mit simplen Lösungen steuern. Und ein Zurücklehnen führt zum Verlust der Wettbewerbsfähigkeit.
